50 Jahre lang hatte Werner Jankers bei der Betriebskrankenkasse Hoesch gearbeitet – das Hüttenhospital gehörte der Krankenkasse. „Ich war bei der BKK Hoesch in der allgemeinen Verwaltung. Wenn in den Bürogebäuden Umbauten geplant waren, wenn Elektriker, Anstreicher oder Techniker bestellt werden mussten, habe ich mich als Verwaltungsleiter um all diese Dinge gekümmert.“
Fernsehen oder Kneipe: Nichts für ihn
Ein Kümmerer war Werner Jankers schon immer. Zu Bundeswehrzeiten half er manchmal freiwillig an Wochenenden in einem Krankenhaus bei der Essensausgabe, um die Krankenschwestern zu entlasten. Werner Jankers war und ist in der Kirche aktiv, in der Gewerkschaft und in der SPD. Er ist Pressesprecher des "Sozialverbandes VdK" in Hörde. „Ich habe dieses soziale Gen von meiner Mutter.“
Die war es aber auch, die ihn stoppte, als er ernsthaft erwog, nach Afrika zu gehen, um dort Hilfe zu leisten. „Ich habe als junger Mann Albert Schweitzer kennengelernt, der 1959 ein Orgelkonzert in Dortmund gab und einen Vortrag über das von ihm gegründete Krankenhaus in Lambaréné in Gabun hielt.
Das war ein Schlüsselerlebnis.
Der Mann hat mich so fasziniert, dass ich nach Lambaréné gehen wollte. Meine Mutter sagte damals zu mir: ‚Du spinnst wohl, du kannst doch nicht nach Afrika gehen‘.“ Also blieb er.
Werner Jankers Sprechzeiten sind an seiner Bürotür in der ersten Etage des Krankenhauses angeschlagen: Jeden Mittwoch von zehn bis elf Uhr sitzt er an seinem Schreibtisch. Tatsächlich ist er an diesem Tag meist von 9.30 Uhr bis 14 Uhr im Krankenhaus unterwegs. Erreichbar ist er sogar rund um die Uhr.
Werner Jankers hat auf seinen Visitenkarten nicht etwa die Telefonnummer seines Büros stehen. „Ich habe dort meine private Festnetz- und Handynummer angegeben. Wenn jemand meine Hilfe braucht, dann bin ich da.“
Wie die Angehörigen eines Patienten, die letzte Woche seine Nummer wählten. „Zwei Töchter. Die eine wohnt in Süddeutschland, die andere in Norddeutschland. Die wollten sich mit mir treffen, weil sie mit der
telefonischen Auskunft über den Gesundheitszustand ihres Vaters nicht
zufrieden waren. Aber mittwochs passte denen gar nicht.“ Für Werner
Jankers kein Problem. Er vereinbarte ein Treffen an einem anderen Tag.
Und er organisierte direkt im Anschluss ein Gespräch mit dem verantwortlichen
Arzt, der sich viel Zeit für die Fragen der Töchter nahm. „Die eine Frau rief mich am nächsten Tag an und bedankte sich“, sagt Werner
Jankers. Er sagt das mit dem freudigen Erstaunen eines Menschen, der
sein Tun als so selbstverständlich betrachtet, dass ihn ein Dankeschön
überrascht.
Werner Jankers hat oft mit Kindern von Angehörigen zu tun. Denn das Hüttenhospital ist als ein geriatrisches Zentrum der Region auf ältere und auch demenzkranke Menschen ausgerichtet. Ältere Patientinnen und Patienten haben mitunter die gleichen Bedürfnisse, die gleichen Sorgen und Nöte wie jüngere, doch es gibt für Werner Jankers Aufgabenschwerpunkte, die andere Patientenfürsprecher so nicht haben.
„Die Problematik von Patienten, deren Kinder weit weg wohnen oder die Problematik von denen, die überhaupt keine Angehörigen mehr haben, begegnet mir relativ häufig.“ Gemeinsam mit dem Sozialen Dienst des Krankenhauses sucht und findet Werner Jankers Lösungen.
Als junger Mann traf er Albert Schweitzer
Wobei die nicht greifbaren Angehörigen nicht unbedingt die schwierigsten Fälle sind. „Mich nehmen Begegnungen mit, in denen ich spüre, wie zerrüttet ein Eltern-Kind-Verhältnis ist. Und wie solche Probleme dann insbesondere in einer Zeit hochkochen,in denen der Kranke besondere Zuwendung benötigt: am Ende des Lebens.“
Werner Jankers ist Söhnen und Töchtern von Patienten begegnet, die sich
liebevoll um ihre Eltern kümmern. Und solchen, die den Kontakt seit Jahren
abgebrochen hatten und schließlich nur deshalb ins Krankenhaus kommen, weil sie hoffen, dass finanziell noch etwas zu holen ist.
„Solche Erlebnisse nehme ich mit nach Hause. Und sie machen mich dankbar
für das, was ich habe: Ich führe eine glückliche Ehe, habe zwei Söhne und
fünf Enkelkinder, wir verstehen uns gut.“
Die Familie und der eigene Garten geben ihm Kraft, Ruhe und Ausgeglichenheit.
Er versucht, den Patienten etwas davon abzugeben. Auch mit Hilfe von Seelsorgern. „Ich bekomme jede Woche eine aktualisierte Liste, auf der die Konfession der Patienten vermerkt ist.
Im Alter nimmt die Bedeutung von Religion und Glaube bei sehr vielen Menschen zu – und das schlägt sich darin nieder, dass ich häufig von bettlägerigen Patienten gebeten werde, einen Geistlichen zu holen.“
Zerrüttete Familien nehmen ihn mit
Werner Jankers ist es wichtig, dass er bei den Seelsorgern, bei der Klinikleitung, beim Beschwerdemanagement, bei Ärztinnen und Ärzten, Schwestern
und Pflegern jederzeit willkommen ist. „Wir möchten gemeinsam etwas bewegen“, sagt er.
Am Ende zählt für ihn, dass der Patientzufrieden ist. Und vielleicht sogar
mehr als das. Wie die Frau, die kürzlich freudestrahlend in sein Büro
kam und ihm stolz vorführte, wie gut sie im Krankenhaus ohne Krücken zu laufen gelernt hat.
„Allein das Lächeln eines alten Menschen gibt mir sehr sehr viel“, sagt Werner Jankers.
Dass er dieses Lächeln letztlich nicht in Lambaréné, sondern in Dortmund- Hörde hervorzaubert, macht für ihn keinen Unterschied.
Hüttenhospital Dortmund
Bericht: Hüttenhospital, mit Zustimmung Werner Jankers
Anzahl der Betten: 144
Fachabteilungen: Innere Medizin, Geriatrie, Geriatrische Tagesklinik
Historie:
1842: Die damalige Hermannshütte in Hörde gründet eine betriebliche Kranken und Hilfskasse. Der nachfolgende Hörder Bergwerks- und Hüttenverein erweiterte die Aufgaben dieser Sozialeinrichtung um den Betrieb eines Krankenhauses, in dem insbesondere unfallverletzte und alleinstehende Betriebsangehörige behandelt und gepflegt werden sollten.
1858: Einweihung des ersten Krankenhauses in Werksnähe am Remberg
1913: Einweihung des Neubaus am Marksbach
© LZG.NRW 2013
© Update:25.06.2014